Das ehem. Wächterhaus bekommt ein neues Dach!
Das ehem. Wächterhaus am Ende des Schlossparks Richtung Weigelsdorf wurde 1812 errichtet. Es wurde wie der gesamte „englische Landschaftsgarten“ vom französischen Architekten Charles Moreau entworfen und diente dazu, den „Garten“ (gemeint ist das Schlossparkareal) zu bewachen bzw. zu bewirtschaften. Weil der Schlosspark „bewacht“ wurde, wird dieses Haus Wachhaus / Wächterhaus genannt.
Aufgrund der damals geschätzten hohen Errichtungskosten (1811) wurde das Gebäude dann verkleinert ausgeführt um Kosten zu sparen.
Im Katasterplan von 1819 sieht man, dass das Wächterhaus nur halb so groß als zuerst geplant errichtet wurde.
Christine Harruck (geb. Schönstädt) wuchs gemeinsam mit ihren beiden Schwestern und ihren Eltern im ehem. Wächterhaus auf.
Im Jahr 1932 wurde vom damaligen Schlossherrn Nikolaus Esterhazy eine Stelle ausgeschrieben. Gesucht wurde eine vertrauenswürdige Person als „Schlosswächter“. Hermann Schönstädt, der Vater von Christine Harruck, bewarb sich neben 63 anderen um diese Stelle, hatte Glück und wurde aufgenommen. Mit seiner Frau und seinen drei Töchtern zog er ins Wächterhaus. Der „Schlosswächter“ hatte die Aufgabe, „nach dem Rechten“ zu sehen und das Areal vor Eindringlingen zu schützen.
In einem Interview mit der NÖN im Jahr 1990 erinnerte sich Christine Harruck an Nikolaus Esterhazy. „Jeden Vormittag ist er zum Grabmal seiner verstorbenen Gemahlin Irma spaziert. Und am Nachmittag so gegen 15 Uhr ist er jeden Tag gemeinsam mit seiner Kammerzofe ausgefahren.Zwei wunderschöne weiße Schimmel zogen eine geputzte glänzende Pferde-Kalesche.“
Als Nikolaus Esterhazy starb und in der Eisenstädter Gruft beigesetzt wurde, übernahm sein Neffe Ladislaus Esterhazy mit seiner Familie die Führung des Schlosses. Nach dem Anschluss an Deutschland 1938 verließ die Fürstenfamilie das Schloss, welches in ein Lazarett umgewandelt wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm die russische Besatzungsmacht das Schloss, bevor dieses 1955 wieder verlassen wurde. Hermann Schönstädt kümmerte sich weiter um das Areal und wohnte bis 1980 im Wächterhaus.
Danach war das Wächterhaus unbewohnt. 2016 wurde das ehem. Wächterhaus vom Dickicht befreit sowie die alten Holzschuppen entfernt. Die Holzdecke wurde provisorisch so gut als möglich abgedichtet. Durch das fehlende Dach drang weiter Wasser in das Gebäude ein.
Im Sommer 2021 wurde die Fläche rund um das Wächterhaus neu angelegt und der alte Brunnen neu geschlagen und mit einer Wasserpumpe ausgestattet.
Aufgrund einer Diskussion im Kulturausschuss bei der angeregt wurde das Dach neu einzudecken nahmen wir in den letzten Monaten Gespräche mit dem Bundesdenkmalamt auf um zu eruieren welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll wären und ob diese dann auch gefördert würden.
Da wir mit DI Christian Wöhrer bei der Sanierung der Schlosskapelle sehr gut beraten waren, baten wir ihn und den ausführenden Baumeister Ing. Andreas Schnabl (ebenfalls bei der Schlosskapellensanierung aktiv) zu einem Lokalaugenschein.
Egal welche Nutzung wir zukünftig für das Gebäude vorsehen ist es unbedingt notwendig den gesamten Dachboden auszutauschen (das Holz ist großteils durchgemorscht), einen neuen Dachstuhl aufzusetzen, das Dach neu einzudecken sowie die notwendigen Verblechungsarbeiten und auch Verputzarbeiten durchzuführen. Wenn das Dach wieder dicht ist und kein Regen oder Schnee mehr in das Mauerwerk eindringen kann, kann auch das Gebäude austrocknen. Damit kann dann in den kommenden Monaten in Eigenregie der Verputz innen abgeschlagen und der Fußboden erneuert werden. Doch dies ist ein weiterer Schritt.
Baumeister Schnabl hat ein Angebot vorgelegt, bei der die beschriebenen Arbeiten zur Sicherung der Gebäudesubstanz – Neuer Dachboden, sprich Abtragung der gesamten Decke und Erneuerung dieser, neuer Dachstuhl, neue Dacheindeckung, Verputzarbeiten und Verblechung – enthalten sind.
Der Sanierungsbeginn erfolgte mit 30. November 2021 und soll spätestens Ende Februar 2022, je nach Witterung, abgeschlossen sein.
Da es sich bei diesem Gebäude um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt müssen die Sanierungsarbeiten dementsprechend durchgeführt und dokumentiert werden. Mit dieser „Dachsanierung“ ist es auch möglich Förderungen in Anspruch zu nehmen. Das Bundesdenkmalamt hat bereits einen Zuschuss von Euro 31.200,- zugesichert. Beim Land Niederösterreich sind Euro 24.500,- beantragt.
Bei der Umlaufbeschlusssitzung des Gemeinderates im November wurde vom Gemeindevorstand der Antrag gestellt, die Sanierungsarbeiten durch Baumeister Schnabl um Euro 69.600,- inkl. MWSt. und die Architekten- und Dokumentationsleistungen durch DI Christian Wöhrer um Euro 11.280,- inkl. MWSt. durchführen zu lassen. Ich freue mich als zuständiger Ausschussvorsitzender, dass dieser Antrag mit 16 JA-Stimmen (15 SPÖ, 1 FORUM) mit einer Gegenstimme (FPÖ) bei 12 Stimmenthaltungen der ÖVP-Mandatare angenommen wurde und die Sanierungsarbeiten bereits beginnen konnten.
Wir haben im Vorfeld darüber beraten, ob wir das Dach nur provisorisch verschließen. Diese Arbeiten hätten einige tausend Euro gekostet und wären nicht förderbar gewesen. Auch hätten wir dieses Provisorium nicht weiter verwenden können. Dieses Geld können wir nun bereits in die endgültigen Sanierungsmaßnahmen stecken und es ist somit nicht verloren wie bei einem Provisorium.
Es gibt schon einige Ideen wie wir dieses kulturelle Kleinod nutzen können. Von einem kleinen Café mit einem großzügigen Außenbereich in der schönen Jahreszeit, einem Souvenirshop, einem Atelier uvm. reichen die Ideen. Damit werden wir uns dann ab dem Frühjahr, wenn die Dachsanierung
abgeschlossen ist, im Detail beschäftigen.
Haben Sie Ideen zur Nutzung? Spazieren Sie doch in den nächsten Wochen vorbei und sehen Sie sich das ehem. Wächterhaus an und teilen Sie mir Ihre Ideen und Vorschläge mit!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
GGR Ing. Harald Steiner
harald.steiner@teamtsv.at